Natürlich ist die Zeit der Generalisten, die noch – dem Nachahmungsprinzip folgend – in einer Reihe nicht endender Dienste bei unzähligen OPs von Bäuchen, Knochen und Gefäßen wertvolle Erfahrungen sammeln konnten, vorbei. Die technikgetriebene und arbeitsrechtlich bedingte Fragmentierung der Chirurgie in immer zahlreichere Kompetenzzentren sowie Klein- und Kleinstprozesse bedingt, daß heute Bildungsangebote für den Nachwuchs viel aktiver und pfiffiger gestaltet werden müssen, um eine wirkliche Weiterbildung zu ermöglichen. Hier haben wir als Generalisten die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß der umfassende chirurgische Blick auf den Patienten nicht verloren geht, daß die Kommunikation unter den einzelnen Fachdisziplinen vorangetrieben wird und die problembewußte Zusammenarbeit der einzelnen Experten zum Wohle des Patienten gestaltet wird. Aber: Im konkreten Behandlungsfall sollte immer der Kollege den Behandlungsauftrag wahrnehmen, der die größte theoretische und praktische Expertise besitzt. Das ist bei Spezialisten nicht anders als bei Generalisten. Wir sollten uns dafür stark machen daß in aller erfreulichen Spezialisierung auf der operativen Eingriffsebene nicht die gemeinsame Sprache aller Chirurgen verloren geht, analog zum Schockraumkonzept: ATLS ist die gemeinsame Sprache, aber natürlich kann nicht jeder Beteiligte gleich gut Atemwegsicherung, Fixateuranlage oder Drainagenanlage anbieten. Also nimmt man für jede Aufgabe den Besten. In diesem Sinne möchte ich betonen, daß die durch die WBO aufgehobene Rotation in den chirurgischen Fächern ein Desaster ist, weil sie Expertise und Risikoverständnis für die Nachbardisziplin unmöglich macht und der Patient im Zweifelsfall durch das Raster fällt. Moderne Generalisten verstehen, daß es heute darum geht, den Spagat zwischen operativ-praktischer Spezialisierung und breitem medizinisch-chirurgischem Wissen in Diagnostik und Therapie kommunikativ, organisatorisch und als Weiterbildende aktiv zu gestalten, um zu einer integrativen Chirurgie zu kommen.